Durch den kleinen Garten In dem meine Omma Immer nach den Tomaten und Stachelbeeren guckte Kam immer der Rhein Wenn er mal wieder größenwahnsinnig wurde Hat mein Vater immer erzählt Der Rhein kam dann ganz von weit hinten Über die Felder Durch den Garten Fiel dann über die Tomaten und Stachelbeeren her Und kam dann ganz langsam ins Haus Stieg dann bis unters Dach Blieb ein bis zwei Wochen Und alle mussten sehen wie sie unterkommen konnten In der Zeit wurde viel „Wat willze machen „ gesagt Und dann ging der Rhein wieder Der so viel besungene hochverehrte und hochgelobte Vater Rhein Der sich durch nichts aufhalten ließ Alles anknabberte und aufweichte Aufweichte und anknabberte Sich seelenruhig mit seiner maßlosen Oberfläche Überall einnistete Häuser und Gärten ruinierte Und die Menschen obendrein Denn die mussten ja all wieder von vorn anfangen Wat willze machen Wer in seinem Leben mit viel Wasser zu tun hat Der weiß das ja alles Und wird ein gelassener Mensch Hat mein Vater immer erzählt.
Rheingedicht:
Durch den Garten
Hanns-Dieter Hüsch
Text- und Bildquelle: „ Auf der Suche nach dem Gemüt“,
Hanns-Dieter Hüsch, Kiwi-Verlag Köln 2002