Rheingedicht:

Durch den Garten

Durch den kleinen Garten

In dem meine Omma

Immer nach den Tomaten und Stachelbeeren guckte

Kam immer der Rhein

Wenn er mal wieder größenwahnsinnig wurde

Hat mein Vater immer erzählt

Der Rhein kam dann ganz von weit hinten

Über die Felder

Durch den Garten

Fiel dann über die Tomaten und Stachelbeeren her

Und kam dann ganz langsam ins Haus

Stieg dann bis unters Dach

Blieb ein bis zwei Wochen

Und alle mussten sehen wie sie unterkommen konnten

In der Zeit wurde viel „Wat willze machen „ gesagt

Und dann ging der Rhein wieder

Der so viel besungene hochverehrte und hochgelobte

Vater Rhein

Der sich durch nichts aufhalten ließ

Alles anknabberte und aufweichte

Aufweichte und anknabberte

Sich seelenruhig mit seiner maßlosen Oberfläche

Überall einnistete

Häuser und Gärten ruinierte

Und die Menschen obendrein

Denn die mussten ja all wieder von vorn anfangen

Wat willze machen

Wer in seinem Leben mit viel Wasser zu tun hat

Der weiß das ja alles

Und wird ein gelassener Mensch

Hat mein Vater immer erzählt.

Hanns-Dieter Hüsch

Text- und Bildquelle: „ Auf der Suche nach dem Gemüt“, Hanns-Dieter Hüsch, Kiwi-Verlag Köln 2002