Noch immer weiß die Lernforschung nicht genau wie Lernen funktioniert. Man weiß, dass Lernen ein eigenaktiver Prozess* ist, der nicht von außen gesteuert werden kann. Man weiß auch, dass die Unterschiede (Reife, Erfahrungsschatz, Buchstaben- und Zahlenkenntnis, Ausdauer,...) zwischen den einzelnen Kindern zu Beginn des 1. Schuljahres beträchtlich sind. Schließlich weiß man, dass alle Kinder dieselben Entwicklungsstufen zurücklegen müssen, dazu aber unterschiedlich lange brauchen.

Aus all dem ergibt sich, dass man mit den Kindern nicht gleich schnell schreiben und lesen lernen kann. Benötigt wird eine Methode, die es ihnen ermöglicht genau an jenem Punkt weiter zu lernen an dem sie am 15. September angelangt sind.

In den 70ger Jahren hat der Schweizer Pädagoge Jürgen Reichen eine Methode erarbeitet ("Lesen durch Schreiben") die es jedem Kind ermöglicht sich die Schriftsprache in seinem eigenen Rhythmus anzueignen:

Mit Hilfe einer Anlauttabelle (Buchstabentafel) lernen die Kinder nach und nach die geläufigsten Buchstaben-Laut-Verbindungen kennen und können bald eigene Wörter und Sätze lautgetreu schreiben. Über das Schreiben lernen sie dann, quasi von selbst, lesen. Ständig erweitern sie ihre Sprachkenntnisse und nähern sich progressiv einer orthographisch korrekten Schreibweise an. Dies geschieht durch Einsicht und nicht durch blindes Nachahmen oder endloses Üben.

*Das wird sichtbar, wenn Kinder neue Wörter erschaffen, die sie vorher nie gehört haben (Bsp. wir lauften, ein Schnellauto,...). Sie verändern ihre Vorstellung von Dingen und ihren Umgang damit qualitativ (nicht rein additiv), eingebettet in dem Denkrahmen, den sie zur Ordnung ihrer bisherigen Erfahrungen entwickelt haben. Dabei sind der Zeitpunkt bestimmter "Kompetenzerweiterungen" und die Vorerfahrung von Kind zu Kind verschieden. Nach Brügelmann sind Kinder "aktive Lerner, die ihre Erfahrung systematisch ordnen und die diese Hypothesen durch Probehandeln weiterentwickeln".


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