Ich habe lange überlegt, mit welchen Worten ich meine Seiten vom 1.Schuljahr abschließen könnte, was ich noch alles hinzufügen müsste um meine Unterrichtsmethoden zu rechtfertigen, was ich noch sagen müsste, damit man spürt, dass dies der bessere Weg sein könnte, als mir Melani Anfang dieses Jahres ihr privates Schreibheft mit   strahlendem Gesicht und den Worten "Ich habe viel geschrieben." in die Hand drückt. Sie hat wirklich viel geschrieben, aber wem kann man das zeigen? Wer liest diese Seiten nicht mit dem Rechtschreibblick? Wer macht sich die Mühe diese Sätze zwei- oder dreimal zu lesen, um zu verstehen was sie sagen wollte. Wer fragt nach, welchen Weg dieses Kind zurückgelegt hat, welche persönlichen, unermesslichen Fortschritte das Mädchen in nur einem Jahr gemacht hat ? Der Blick auf das was ein Kind noch nicht kann, was es eigentlich (laut "Programm") schon können müsste,  versperrt viel zu häufig die Sicht dessen, was dieses Kind schon alles gelernt hat (Das "Schulische" ist nur ein Teil!).

Was aber hätte man erreicht, wenn man Melani Woche für Woche Noten für ihr Unvermögen gegeben hätte ("Sie gibt sich zwar Mühe, aber..."). Ganz sicher würde dieses Kind sich keine Mühe mehr geben, und wenn, dann zu welchem Preis ? Wie viel von ihrer Persönlichkeit würde dabei  auf der Strecke bleiben ? Wie viele Entwicklungschancen würden dadurch verhindert werden?

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