Das spirituelle Leben

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Alle Dinge ,egal ob sie belebt oder unbelebt sind stehen miteinander in Verbindung und gelten als heilig. Das drückt sich nicht nur im Alltag ,sondern auch in den Ritualen und Zeremonien aus.

Das spirituelle Leben der einzelnen Indianernationen ist einzigartig. Gewisse Grundkonzepte und Haltungen sind allen gemeinsam. Es ist der Glaube an den Spirit, jene Kraft des Geistes, die "Medizin", die allen Dingen innewohnt. Jede Pflanze und jedes Tier, selbst der Boden und die Steine besitzen eine Seele, die ihrerseits wieder von anderen Seelen anhängig ist. 
Jedes Volk hat seine eigenen Mittel und Wege, wie es Verbindung mit den kosmischen Mächten aufnimmt, wie es die Medizin reguliert und nutzbar macht. Einzelne Indianer bemühen sich um die Fähigkeit, mit den Geistern direkt in Verbindung zu treten; anderen wurde diese Gabe in die Wiege gelegt oder infolge einer Lebenskrise geschenkt. Doch jeder muss den Geistern Tag für Tag  Beachtung schenken. Er ist ihnen dies schuldig, einfach, weil er lebt.. Ein Versäumnis ist ein Zeichen von Respektlosigkeit und bringt die Balance und Harmonie der Welt aus dem Gleichgewicht. 

MedizinradÜber die Ebenen und Prärien Nordamerikas sind große Steinkreise verteilt, die als "Medizinräder" bekannt sind. Sie wurden aus Gesteinsbruchstücke errichtet, das die Gletscher hinterließen.Einige Formen der Medizinräder erinnern an eine Wolke am Himmel,oder an Formen die im Tanz oder in ihren Behausungen vorkommen.

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NATUR UND GEIST
Für die Indianer sind Natur und spirituelle Energie untrennbar verbunden: Der Geist ist allen Dingen innewohnend, und alle Dinge sind Teil der Natur. Die Erde ist das Zentrum dieser Vorstellung.  Die Erzählungen der Indianer gehen oftmals davon aus, dass die Erde ein Gastgeber für die Menschen ist. Alle Wesen müssen sich die Erde teilen; jeder ist dem anderen gegenüber verantwortlich, keiner dem anderen übergeordnet.
In den indianischen Traditionen werden die Tiere in hohem Ausmaß verehrt, und einige Völker glauben, dass sie die Welt erschaffen haben. .

Trickster
Eine Geschichte der Crow erzählt, wie "Alter Kojote-Mann" die Erde erschuf, indem er einem Lehmklumpen, den Enten aus den Tiefen heraufbrachten, Leben einhauchte.
In der indianischen Vorstellungswelt besitzen Tiere genau wie Menschen einen Geist und unterhalten ein komplexes, wechselseitiges Beziehungsgeflecht zu Menschen, Tieren und der Erde. Oft spielen Tiere eine wichtige Rolle bei der Unterweisung des Menschen. Im Zentrum jeder Indianerkultur steht die unumstößliche Verehrung der Umwelt. Die Landschaft gilt als heilig und ist eine Quelle der Identität und Kraft.

BLUTSVERWANDTSCHAFT UND TOTEM
Vielen Indianern galt die Blutsverwandtschaft als Grundlage für Stabilität, Integrität und das Überleben der Gemeinschaft. Neffe oder Tochter zu sein hieß, genau definierte Rechte und Pflichten wahrzunehmen. Jene, die als Fremde in die Dörfer kamen -auch gefangene Weiße- wurden oft als "Cousins" oder "Brüder" adoptiert, wodurch ihnen eine eindeutige Rolle zugeteilt wurde und die Integrität der Gruppe gewahrt blieb.
Eine besonders bedeutende Rolle spielt die ältere Generation. Die Kinder wurden in erster Linie von den Großeltern aufgezogen, da man der Ansicht war, daß die mit dem alltäglichen Leben beschäftigten Eltern für die Erziehung noch nicht genügend Weisheit besäßen. Die Alten waren und sind die Instanz in Fragen und Erziehung und der Moral und als Geschichtenerzähler die Bewahrer des mythologischen und spirituellen Erbes eines Volkes.
Die Clans und die Geheimbünde glauben, daß sie Nachfahren eines Tiergeistes oder Totems sind Auch Einzelpersonen können eine individuelle Beziehung zu einem Totemtier, ihrem persönlichen geistigen Führer, entwickeln. Die Indianer gehen davon aus, daß einzelne wie Clanmitglieder mit der Zeit Wesensmerkmale ihres Totemtieres annehmen. Den Mitgliedern des Bären-Clans wird große Grimmigkeit und Kraft nachgesagt. Die Angehörigen des Mäuse-Clans der Cheyenne entwickelten angeblich wie ihr kurzsichtiges Totemtier eine beschränkte Weltsicht: Sie achteten sehr darauf, was in ihrer Nähe und in der Gegenwart passierte, interessierten sich aber kaum für das, was weiter entfernt oder in der Zukunft lag.

GEHEIMBÜNDE
Alle Kulturen versuchen, Bindungen zu entwickeln, die über die Blutsbande hinausgehen. Bei den Ureinwohnern Nordamerikas formierten sich solche Gruppierungen als Geheimbünde -Verbände, die auf einem ganz bestimmten heiligen Ideal, Ritual, Wesen oder Objekt beruhen. Die Mitgliedschaft bei einem Geheimbund vermittelte eine deutlichere soziale Identität. Wenn diese Bünde fehlten oder schlecht funktionierten, sah man das Volk in Gefahr.

Die Medizinbünde waren vor allem im Nordosten verbreitet. Die Huronen fürchteten Krankheit und legten daher großen Wert auf ihre Heiler. Jeder dieser Bünde hatte ein Oberhaupt, dessen Amt vererbbar war und der manchmal gleichzeitig ein bedeutender Häuptling sein konnte. Der heilende Bund Atirenda bestand aus rund 80 Mitgliedern, darunter sechs Frauen. Bei ihrem Haupttanz, Otakrendoiae, simulierten die Mitglieder mit Amuletten wie Bärentatzen, Wolfszähnen oder Steinen, einander zu töten. Der Bund Atirenda war bekannt, Brüche gut auszuheilen.

Maske

Die Mitglieder des irokesischen Geheimbundes der "Falschgesichter" trugen Wendemasken in Erinnerung an ihren Schutzgeist, einen Riesen .Die Geheimbünde waren ein effektives Instrument sozialer Kontrolle. Sie boten sich für die Erziehung der Jugend und die Aufteilung bürgerlicher und sakraler Pflichten an. Bei einigen Völkern spielten sie auch eine wesentliche politische Rolle.
Die Red War Org. war für alle Aspekte der Kriegsführung zuständig, vom Zusammentrommeln der Krieger bis zum Zählen der Opfer; sie führte Reinigungsriten vor und nach dem Kampf durch. Vorstand des Bündnisses war ein Häuptling, der unter anderem von einigen älteren Matronen unterstützt wurde, die in hohem Ansehen standen und Pretty Woman ("Hübsche Frauen") hießen.
Neben den ausschließlichen Männerbünden existierten auch reine Frauenbünde. Bei den Blackfoot-Indianern im südlichen Alberta betrachtete man die Frauen als Lebensspenderinnen. Zeremonien konnten nicht ohne sie stattfinden. Die Frauen bewahrten die heiligen Beutel auf, die wichtig für die meisten Zeremonien wie etwa den Sonnentanz waren. Nur ihnen war es gestattet, die Beutel zu öffnen und die heiligen Gegenstände den Männern zu überreichen, und nur sie konnten die Geister herbeirufen.
Vor dem Sonnentanz errichteten Mitglieder der Old Woman´s Society ("Gesellschaft der alten Frauen") einen Büffelkoral. Am vierten Tag der Zeremonie inszenierten sie ein Büffeltreiben, bei dem einige Mitglieder Büffel-Kopfschmuck trugen und das Tier nachahmten. Dieses Ereignis wurde zu Ehren des Schöpfergeistes, des Büffel-Spirits und der Menschheitsgeschichte aufgeführt.
Manchmal kontrollierten die Geheimbünde ganz spezielle Zeremonien. Bei den Crow im Nordwesten der Plains war die "Tabakgesellschaft" für die Tabakzeremonie verantwortlich, von der in den Augen des Stammes das Wohlergehen der ganzen Gemeinschaft abhing. Außerdem mußten zur Sicherung der Existenz Samen der ursprünglichen Pflanzen verwahrt werden. Teil des Pflanzenrituals war ein mehrtätiges Fasten, währenddessen auch nicht getrunken werden durfte. Außerdem schnitten sich die Teilnehmer in die Arme und die Beine und fügten sich selber Brandwunden zu. Das Amt des Pflanzers war erblich, konnte aber auch gekauft werden. Für diese Ehre mußte ein Pflanzer sämtliche weltlichen Besitztümer aufgeben.

DAS POWWOW

Powwow

Der Ausdruck "Powwow" leitet sich vermutlich von dem Algonkin-Wort Pauau ab, das eine Versammlung bezeichnet. Die europäischen Amerikaner verwenden den Begriff, um ein gesellschaftliches ereignis, bei dem wichtige Angelegenheiten erörtert werden, zu beschreiben. Die Indianer meinen mit Powwow eine große, traditionelle Versammlung eines oder mehrere Stämme, die von Gesang, Tanz, Geschenken und Ehrungen begleitet wird. Als panindianische Veranstaltungen ermöglichen sie, enge Beziehungen mit anderen Stämmen zu knüpfen und sind daher eine Demonstration der Solidarität sowie ein machtvoller Ausdruck indianischer Kultur.
Das Ereignis, das an eine zentrale Arena oder Laube gebunden ist, beginnt gewöhnlich mit einer großen Prozession. Oft wird sie von Militärveteranen angeführt, die Fahnen hissen und eine kurze Beschwörungszeremonie abhalten. Meist folgen Kriegstänze und andere Tänze wie Rund-, Gras- und Hasentänze. In farbenprächtigen Kostümen mit Tüchern, Perlarbeiten, Federbüchen und Kopfschmuck bewegen sich die Powwow-Tänzer anmutig durch die Arena, wobei gleichmäßige Trommelschläge ihre Bewegungen bestimmen. Zu vielen Powwows gehören Tanzwettbewerbe. Die Teilnehmer legen oft weite Strecken zurück, da den Tänzern und Trommlern beachtliche Geldpreise winken.
Einen anderen Höhepunkt des Powwows bilden die Geschenkzeremonien, bei denen einzelne oder Familien einander Geschenke überreichen. Sie können ganz einfach ausfallen oder so kunstvoll wie die handgearbeiteten "Stern"-Decken der Sioux sein. Diese Zeremonie wird zum Anlaß genommen, alle jene zu ehren, die sich besonders hervorgetan haben, wie Universitätsabsolventen, Militärangehörige und Stammsführer. Bei einem Powwow ist das Zusammensein ebenso wichtig wie der Tanz. Es ist eine Gelegenheit für die Indianer vieler verschiedener Stämme, alte Freundschaften zu erneuern und ein gemeinsames Festmahl abzuhalten, bei dem traditionelle Speisen wie Bison, Wildbret, Getreide (Mais), Eintopf und gebratenes Brot serviert werden. Üblicherweise trifft man sich auch zum Beten und hält politische Ansprachen. Und schließlich nutzt man die Gelegenheit, um sich Extrageld durch den Verkauf von Kunsthandwerk zu verdienen.

Kid

TANZWETTBEWERBE
Bei den Tanzwettbewerben unterscheidet man verschiedene Kategorien, je nach Art des Tanzes, des Alters und des Geschlechts der Tänzer: Die Teilnehmer tragen verschiedene Kostüme. Ein männlicher Fancy-Dancer (Phantasie-Tänzer) trägt Federbüsche und Perlen, während eine Tuchtänzerin ein langes gefranstes Tuch über einem kustvoll mit Perlen behängtes Kleid sowie Mokassins und Gamaschen trägt. Die Glockenkleidtänzer werden nach den Blechglocken, die ihre Kostüme schmücken, benannt. Die Preisrichter, im allgemeinen frühere Powwow-Tanzmeister, mischen sich unter die Wettbewerbsteilnehmer und beurteilen den Stil ebenso wie die Fähigkeit, im Rhythmus des Liedes zu bleiben und beim letzten Trommelschlag innezuhalten.

HEILIGE UND SCHAMANEN
Individuelle religiöse Praktiken, die auf einem persönlichen Spirit oder einem Totem beruhen, spielen im Leben der meisten Indianer eine bedeutende Rolle. Einige Menschen haben jedoch einen besseren Kontakt zur Geisterwelt als andere. Anthropologen bezeichnen sie meist als "Schamanen". Es sind spirituelle Führer, die außergewöhnliche Kräfte erworben haben. Am ehesten paßt der Begriff des "Heiligen".

Sitting BullHeilige können Menschen sein, die ohne ausdrückliche Suche in einer einzigen mächtigen Vision Einblick in die Zukunft nehmen dürfen. Zu dieser Kategorie gehören die berühmten Kriegshäuptlinge Sitting Bull und Crazy Horse. Sie nutzten ihren vereinzelten Kontakt mit der Geisterwelt besonders im Krieg. Für ihr Volk waren sie heilige Männer, aber sicher keine Schamanen.

Weiße nennen die heiligen Menschen manchmal auch "Medizinmänner", doch wird dieser Ausdruck oft abwertend gebraucht. Er scheint jedoch recht passend, wenn die Visionskraft eines Heiligen zur Diagnose und Heilung von Krankheiten eingesetzt wird.
Heilige gelten als Bindeglied zwischen der natürlichen Welt und jener der Geister. Vorsorge, Diagnose und Heilung gehören zu den wichtigsten Aufgaben der Heiligen. Für Krankheiten kommen viele Ursachen in Frage. Sie können die Folge von Zauberei oder Hexerei sein. Die Apachen des Westens glauben, daß einige schwere Erkrankungen durch den falschen Umgang mit heiligen Dingen verursacht werden. Verletzt jemand die Tabus, welche die Dinge umgeben und in denen die heilige Macht wohnt, macht ihn dies krank. So wird beispielsweise die Hirschmacht verletzt, wenn man einen Hirschmagen kocht, die Zunge eines Hirsches ißt oder seinen Schwanz abschneidet. Wer auf den Schwanz einer Schlange tritt, wird genauso krank wie einer, der sich gegen einen vom Blitz getroffenen Baum lehnt. Einige Tabus wie das Verbot, ins Wasser zu urinieren oder auf einem Getreidefeld Fäkalien zu hinterlassen, haben offenkundig einen praktischen Hintergrund.

Der Tod und das Leben danach
Zwar unterscheiden sich die indianischen Bräuche und Glaubensvorstellungen vom Ende des Lebens von Nation zu Nation, doch glauben viele Völker, daß ein Individium zumindest zwei Seelen besitzt. Eine ist frei und kann den Körper im Traum oder während einer Krankheit verlassen, die andere ist Leibgebunden. Erstere geht nach dem Tod in das jenseitige Leben ein; zweitere stirbt mit dem Körper.
Die von den Toten am stärksten bedrohten Menschen sind jene, die ihnen im Leben am nächsten standen. Bei den Tlingit der Nordwestküste führen daher oft Fremde die Begräbnisrituale durch. Wie bei anderen Übergangsriten auch, müssen die Toten abseits der Gemeinschaft ihre Bindungen an die lebende Welt unterbrechen. Die Yuma im Südwesten verbrennen den Wohnsitz der Verstorbenen; wenn Verwandte weiterhin dort leben, bauen sie eine neue Tür oder einen Rauchabzug, damit die Toten den Weg zurück in das Haus nicht finden. Der Leichnam wird verbrannt, unter einem Erdhügel begraben oder auf einem Gerüst unter offenem Himmel aufgebahrt. Die Wanagi- ("Schattendinge") Geister der Lakota bewachen die Gräber und stiften Unheil, wenn die Totenruhe gestört wird.
Die meisten Völker glauben zwar an ein Leben nach dem Tod, aber keineswegs immer an die stereotypen "ewigen Jagdgründe". In den meisten Traditionen folgt die Seele dem Schöpfer in die Ewigkeit. Die Delaware glauben, daß die körpergebundene Seele zuvor zwölf kosmische Schichten zu durchlaufen hat.
Oft gilt das Jenseits als eine Art Zwischenstation vor der Wiedergeburt. Andere pflegen das Bild einer umgekehrten Welt, in der die Flüsse stromaufwärts laufen, die Jahreszeiten vertauscht sind und die Menschen mit gekreuzten Füßen tanzen. Da die Toten oft daran leiden, nicht mehr zu leben, sollten die Lebenden ihnen ihre Pein erleichtern. Als Ausdruck der Trauer schlagen sich einige, andere schneiden sich die Fingerspitzen ab. In vielen Fällen existieren Trauerzeiten, oder es werden Speisen kredenzt, um dem Toten den Übergang in das Jenseits zu erleichtern. Manchmal werden die Menschen -wie im Fall der Hopi-Bräute- von früher Jugend an auf den Tod vorbereitet.

Quelle: www.indianer-web.de

überarbeitet von Mathias (Mai 2001)