Es war ein schöner Sommertag. Lucy und ich lagen am Ufer des Sees, und ließen uns von der Sonne bräunen. Lucy war meine allerbeste Freundin, wir taten einfach alles zusammen. Jetzt drehte sie sich zu mir hin und, und murmelte verschlafen: „Wollen wir nicht aufbrechen und nach Hause gehen? Ich habe keine Lust mehr!“ „Was???“, gab ich entsetzt zurück, „Du willst schon gehen? Wir sind gerade mal seit einer halben Stunde hier!!!“ „Na ja…“, stotterte sie, „wir…wir haben gleich…sozusagen…wir haben gleich Besuch! Und überhaupt, wieso muss ich eigentlich immer mit dir rumhängen?“ Ihre Stimme wurde kräftiger. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich keine Lust mehr habe, also lass mich doch gehen!!!“ Ich war entsetzt. So hatte Lucy noch nie mit mir geredet. Was hatte sie bloß? Was hatte sich ihr getan?

Stumm stand sie auf, und verschwand. Hastig rappelte ich mein Badezeug und mein Badetuch zusammen, stopfte alles in meinen Rucksack, und wollte Lucy hinterher, als ich merkte, dass sie ihren eigenen Rucksack vergessen hatte. Ich schnappte ihn mir, und stolperte damit laut fluchend den Gehweg entlang, in die Richtung, in die meine Freundin verschwunden war. Ja, dahinten an der Kreuzung stand sie. Jetzt überquerte sie die Straße. Ich folgte ihr langsam. Okay, wenn sie jetzt nach links abbiegen würde, dann würde sie in unsere Straße kommen. Nein, sie ging weiter. Hä, hatte sie nicht gesagt, sie würde Besuch bekommen? Ein paar Straßen weiter kam sie zu einer Bank, auf der zwei Jungs saßen. Der eine trug einen Ring in der Nase, zwei in jeder Augenbraue, und unzählig viele im rechten Ohr. Der zweite hatte schulterlange, fettige, blonde Haare, und bestimmt fünfzig Pickel im Gesicht. Lucy ließ sich zwischen ihnen nieder. Und zu mir sagte sie immer, sie würde Jungs hassen! 

Am nächsten Tag in der Schule wartete ich die ganze Zeit darauf, dass Lucy mir von den Jungs erzählte, doch sie behandelte mich wie Luft. In der großen Pause hing sie die ganze Zeit mit Karola, dieser Zimtzicke rum, und als ich mich einmal an ihnen vorbei schlich, schnappte ich ein paar Wortfetzen auf: „Heute…Verabredung…Eisdiele…zwei.. mit Jungen… .“ Lucy hatte mich mit ihrem Verhalten schwer enttäuscht. 

Die nächsten fünf Tage glichen dem ersten sehr. Lucy tat, als sei ich nicht da. Ich glaube, jeden Tag hing sie mit den beiden Jungen irgendwo rum. Doch eines Tages schnappte ich auf, dass sie heute mit ihnen in die Disco gehen würde. Besonders an diesem Abend fragte ich mich, was Lucy so trieb.

Am nächsten Morgen wirkte Lucy sehr betrübt. Im Laufe des Tages wurde sie immer erträglicher. Nach Schulschluss kam sie zu mir, und murmelte: „ Es…es tut mir Leid.“ Und dann begann sie mir alles zu erzählen. Das mit den Jungs, und dass die beiden jeweils eine Freundin zur Disco mitgebracht hatten, und dass sie den ganzen Abend dagesessen hatte und zugesehen hatte, wie die vier sich auf der Tanzfläche amüsierten.

Dann hakte sie sich bei mir ein und nachdem ich ihr ihren Rucksack zurückgegeben hatte, radelten wir gemeinsam zum See.

 The End

 

 

 Sophie (Februar 2004)