(* Klasse, Schule, Gemeinde, Land)
Vorbemerkung:
In unserer Gesellschaft ist ein unterschwelliger Rassismus allgegenwärtig zu spüren. Minderheiten wie Schwule, Schwarze und Ausländer werden permanent diskriminiert, beschimpft und verhöhnt. Es gibt Leute, die tun das versteckt, andere diffamieren Minderheiten öffentlich und ernten auch noch Beifall dafür.
Solche Tendenzen sind
auch unter den Kindern unserer Schule sehr verbreitet. - Kinder sind der Spiegel
der Gesellschaft.
Ausdrücke, wie „blöde Schwulen“ gehören zum Alltagswortschatz, sie werden
täglich unreflektiert benutzt und das Schlimme daran ist, dass man sich damit
auf der guten Seite spüren kann, da ja praktisch jeder so spricht (und man will
ja schließlich dazugehören).
Als Lehrer muss man versuchen, solchen Tendenzen entgegenzutreten, die Kinder feinfühlig und verantwortlich für ihr eigenes Benehmen zu machen. Die Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss, ist: Wie wollen wir - als unterschiedliche Menschen - in einer Gesellschaft zusammenleben?
Die Schule soll ein Ort sein, wo die Kinder Antworten auf solche Fragen finden können.
Rassismus gründet immer auf einer allgemeinen Unkenntnis und auf dem Gefühl der eigenen Schwäche.
Die Schule hat die Aufgabe den Kindern
einerseits Einsichten in Zusammenhänge zu vermitteln und sie selbst andererseits
als Persönlichkeiten zu stärken.
Wer sich stark fühlt, hat es nicht mehr nötig andere Menschen zu erniedrigen.
Nach einem Ausflug, wo es verstärkt zu solchen „verbalen Ausschreitungen“ gekommen ist, habe ich mir überlegt, wie ich die Klasse für dieses Thema sensibilisieren könnte, und zwar so, dass sie nicht nur oberflächlich verstehen würden, welches Verhalten ich mir als Lehrer wünsche, sondern, dass es sie selbst stärker berührt (sowohl intellektuell als auch gefühlsmäßig).
Ich hab mich deshalb als Einstieg der zur Zeit des Nationalsozialismus allgegenwärtigen "Bekanntmachung"-Plakate bedient und die Kinder gebeten, sich vorzustellen, unsere Gemeinde würde folgendes Plakat aushängen wollen.
Was sie denn davon halten würden?
Nach einem gemeinsamen Gespräch bei dem einige Kinder spontan den Zusammenhang mit der Judenverfolgung im Dritten Reich erkannt haben oder auch erwähnt haben, dass eine so populäre Sendung wie die "RTL-Déckkäpp" zum Teil rassistisch ist, weil hier auch Minderheiten verspottet werden, haben die Kinder dann in Gruppen versucht, den Text umzuschreiben.