Die Geschichte der Indianer

Karte wo die Indianer wohnen

Der berühmte Entdecker Amerikas ist Christoph Kolumbus (1451 bis 1506), ein Italiener aus Genua, der im Dienste des spanischen Königshauses einen neuen Seeweg nach Indien suchte. Als er nach einer beschwerlichen Seefahrt von Spanien westwärts über den Atlantischen Ozean am 12 Oktober 1492 auf der Bahamainsel San Salvador an Land ging, glaubte er fest, in Indien zu sein. Deshalb nannte er die Bewohner "los Indios", zu deutsch: Inder. Viel später erkannten andere Entdecker, dass sich nördlich der Inseln ein riesiger, gänzlich unbekannter Kontinent erstreckte und dass Indien noch weit entfernt dahinter liegen musste. Schließlich unterschied man auch den Indianer in Amerika. Kolumbus war – genaugenommen- der letzte, der Amerika entdeckte. Schon Jahrhunderte vor ihm waren die Wikinger in Nordamerika gelandet, und vermutlich hatten irische Mönche und bretonische Fischer die Ostküste gesichtet. 

Doch erst nach der Reise des Kolumbus erfuhren allmählich alle Europäer von der Existenz dieser "Neuer Welt". Bald verbreitete sich das Gerücht, die Ureinwohner Amerikas hätten eine rote Hautfarbe ,und man nannte sie darum meist abfällig die "Roten" oder "Rothäute. Doch eine rote Haut hatten scheinbar nur jene Indianer, die sich auf Kriegszügen oder bei religiösen Anlässen ihre Gesichter oder Körper mit Zinnoberfarbe rot anmalten. In Wirklichkeit ist ihre Hautfarbe hell- bis dunkelbraun, und viele sehen den Menschen in Asien ähnlich: Ihre Haare sind schwarz und glatt, sie haben dunkle Augen, und die Haut ist nur spärlich behaart. Diese Ähnlichkeit ist kein Zufall, denn tatsächlich kamen die Vorfahren der Indianer ursprünglich aus Asien, und insofern hatte Kolumbus nicht ganz unrecht.

Schon vor etwa 30.000 Jahren wanderten Menschen ,die seit Generationen in der Arktis Asiens lebten, in den noch menschenleeren nordamerikanischen Erdteil ein. In dieser zeit lag die Nordhalbkugel unter einer gewaltigen Eisdecke. Die ausgedehnten Gletscher banden so viel Wasser ,dass der Spiegel des Pazifik und des Nordpolarmeeres beträchtlich unter dem von heute lag. So entstand eine Landbrücke zwischen Asien (Sibirien) und Amerika (Alaska) ,die Beringstraße. Mehrere tausend Jahre war die Beringstraße trockenes Land. Viele Jägergruppen gelangten während dieser Eiszeit auf den anderen Kontinent. Als Großwildjäger folgten sie den Mammuts ,Großhornbisons und Rentierherden (Karibu). Später zogen sie auch den Wildpferden nach, fingen Biber, Kaninchen, Opossum und Waschbär, nutzten den Fischreichtum der Seen und Flüsse und sammelten Wildfrüchte.

In den Tausenden von hundert Jahren seit der Erstbesiedlung wuchs die Bevölkerung Amerikas stetig an, neue Völker entstanden und siedelten in bisher unbewohnte Gebiete. Als die Europäer ab dem 16. Jahrhundert den Kontinent erforschten, trafen sie von Alaska im hohen Norden bis nach Feuerland, dem südlichsten Zipfel Südamerikas, überall Ureinwohner. Wie viele Indianer damals in Nordamerika lebten, weiß niemand genau, vielleicht waren es zehn Millionen. Ob es oder mehr Indianerstämme gegeben hat, ist ebenfalls ungewiss, denn der Übergang von einem Stamm zu nächsten und von einer Sprache zur andern war oft fließend. Ihre Sprachen werden in Sprachfamilien zusammengefasst.

Zu den wichtigsten zählen:

Algonkin( wohl die am weitesten verbreiteten Sprachfamilie): Arapaho, Blackfoot, Cheyenne, Cree, Delaware, Mahican, Montagnais, Naskapi, Ojibwa, Ottawa, Shawnee Athapaskisch:Apache, Chipewyan, Dogrib, Navajo, Cayuga, Cherokee, Erie, Huron, Mohawk, Oneida, Onondaga, Seneca, Tuscarora

Sioux, Assiniboin,Crow, Dakota, Hidatsa, Mandan, Winnebago Muskogee: Chickasaw, Chocatw, Creek, Natchez, Seminole Uto-Aztekisch: Comanche, Hopi, Kiowa, Paiute, Shoshone, Ute.

Hoch im Norden jagten die Naskapi Kariburhirsche. Lag im Winter tiefer Schnee ,konnten die Jäger nur mit Hilfe großer Schneeschuhe laufen. Der Toboggan ein kufenloser Schlitten, wurde von Hunden gezogen.

Das geographische Gebiet "Nordosten" erstreckt sich vom Mississippi (Großer Fluss) über die Großen Seen bis hin zur Atlantikküste im Osten. Vor Ankunft der Europäer war dieses Gebiet bis hinunter in den Süden mit Kiefer, Eiche, Buche und Ahorn bewaldet. In diesem Raum entwickelte sich eine Vielfalt von Lebensweisen indianischer Stämme. Die Heimat der mächtigen und berühmten Irokesen lag am Ontariosee und im Tal des St.- Lorenz- Stromes. Sie waren sesshaft, und in ihren umfriedeten Dörfern wohnten sie in Langhäusern. Auf den Feldern bauten sie Mais, Kürbis und Bohnen an. Sie ergänzten ihren Speisezettel durch Fisch, Kräuter, Pilze und Beeren. Zu ihrer bevorzugten Jagdbeute zählten Hirsche und Bären, Hasen und wilde Truthähne.

Von den an den Großen Seen lebenden Indianerstämmen – die Huron am Huronsee und die Erie am Eriesee – sind vor allem die Ojibwa (Chippewa) am Oberen See sehr bekannt. Man bezeichnet sie als "Erntevolk", weil sie jedes Jahr große Mengen an wildem Wasserreis ernteten. Dabei handelt es sich um eine hohe Grasart, die im Wasser wächst und von Booten aus geerntet wird. Der Wasserreis regelte das gesamte Leben der Ojivwa, er war ihnen heilig. Tiefer im Südosten lag das Gebiet der Natchez und der "zivilisierten" Stämme, zu denen die Creek, Cherokee, Choctaw, Chickasaw und __Seminole zählen. Zivilisiert nannte man sie, weil sie sich im 19. Jahrhundert ganz an die Kultur der Weißen anpassten und sogar eigene Staatswesen schufen.

Die Natchez hingegen überlebten den Anstrum der Weißen nicht. In mehreren Kriegen im 18. Jahrhundert töteten und versklavten die Franzosen die Natchez, weil sie deren fruchtbares Land besitzen wollten. Die Überlebenden flohen zu ihren Nachbarn, den Creek. Im Jahre 1940 starben die letzten Natchez in Oklahoma.

Die Seneca- Hüter des westlichen Tors –wohnten in Langhäusern und bauten Mais an.

Das riesige langgestreckte Gebiet zwischen Felsengebirge und den die Küste abriegelnden Bergzügen heißt im Norden Hochebene oder Plateau, im Süden Großes Becken. Der Süden ist eine wüstenähnliche Landschaft, in der Dornenbüsche und gelegentlich lichte Nadelwälder wachsen. Nur Sammler und Jäger konnten hier überleben – Ute, Paiute und Shoshone beispielsweise. Sie ernährten sich von Wurzeln und Samen wilder Pflanzen. Am begehrtesten waren die nahrhaften und lange haltbaren Pinyon-Nüsse, eigentlich Samen großer Kiefernzapfen. Zur Jagdbeute gehörten Schlangen, Eidechsen und Heuschrecken. Kaninchen und Antilope lieferten außer Fleisch auch wertvolle Felle und Leder. Aus Faserpflanzen flochten Ute und Paiute Körber, Sandalen und sogar Boote.

Von der Natur besser bedacht waren die Indianer des Plateaus, die Chinook, Salish, Nez Percé (Durchbohrte Nasen), Flathead (Flachkopf) und Kutenai. Hier im Norden mit wildreichen Wäldern und großen Flüssen litten die Menschen nur selten Hunger. Zu bestimmten Zeiten wimmelten die Flüsse von Lachsen, die zum Laichen die Flüsse hinaufsteigen und man musste sie nur mit Speeren oder mit Netzen herausholen. Eine besondre Rolle für ihre Ernährung aber spielte die Zwiebel der Kamas-Pflanze, eine blaublühende Hyazinthenart.

Stellvertretend für die Leidensgeschichte aller Indianer kann das Schicksal der Nez Percé (sie selbst nannten sich Tsutpeli) angesehen werden. Diese Plateau-Indianer galten als hervorragede Züchter des getüpfelten Appaloosa-Pferdes und sie führten einen heldenhaften Kampf mit ihrem Häuptling Joseph gegen die Weißen. Diese zerstörten die Kamasgründe der Indianer und zwangen sie 1877, ihre Heimat Oregon zu verlassen und sich in ein winziges Reservat in Idaho anzusiedeln. Auch die Zucht ihrer Pferde wurde ihnen untersagt. Sosehr sich die Nez Percé auch wehrten – die Weißen waren in der Überzahl. Häuptling Joseph starb 1904 an "gebrochenem Herzen".

An der wald- und regenreichen Nordwestlüste war das Leben recht geruhsam. Da die Indianer nicht dem Wild folgen mussten. Konnten Kwakiuti, Tlingit und Haida in großen, festen Plankenhäusern aus Zedernholz wohnen. Sie waren 10 bis 15 Meter lang und boten Platz für mehrere Familien. Die Flüsse und das Meer vor der Küste wimmelten ja von Fischen: Riesige Mengen Lachs, Heilbutt, den "Kerzenfisch" Eulachon, Hering, Kabeljau und Schellfisch brachten die Fischer heim, außerdem jagten sie Robben, Delphine und Seelöwen. Die Nootka und Makah waren große Walfänger.

Im Frühjahr pflückten die Indianer jungen Klee und aßen ihn sofort, später im Jahr sammelten sie frische Pflanzensprösslinge, Beeren und Wurzeln. Im Winter lebten sie von all den üppigen Vorräten an gedörrtem Fisch, getrockneten Beeren und Fischöl. Da sie sesshaft waren, hatten sie Zeit für andere Beschäftigungen. Sie schnitzten kunstvolle Masken, Truhen, Löffel und reich geschmückte Totenpfähle. Zur Erinnerung an wichtige Ereignisse errichteten sie solche Haus- oder Gedenkpfosten, auf denen sie Wal, Biber oder die doppelköpfige Schlange Sisitul darstellten. Diese Tiere galten als Urahnen der Menschen und waren eine Art Familienwappen, darum spricht man statt von Totempfählen besser von Wappenpfählen.

Ganz entgegengesetzt zum feuchten Norden ist das Heiße und trockene Klima im Südwesten. Der größte Teil des Landes ist eine 2000 Meter hohe Hochebene, in die sich Flüsse wie der Colorado mit tiefen Schluchten (Canyons) eingegraben haben. Auf der Hoch ebene wachsen nur wenige Pflanzen, vor allem Kakteen, Yuccas, Büsche und Gräser, in Flusstälern und an Berghängen auch Nadelwälder. Dennoch lebten hier Indianer, die eine hoch entwickelte Kultur besaßen. Die Pima in Arizona legten von den Flüssen aus Kanäle und Dämme an, um

An der Nordwestküste schnitzten die Indianer Tanzmasken und riesige Wappenpfähle.

Ihre Felder mit Mais, Bohnen und Kürbissen zu bewässern. Hopi und Zuni nutzten statt dessen Regenwasser, das von den Tafelbergen herabfloß. Ihre Dörfer bestanden aus mehrstöckigen Häusern, die aus Lehmziegeln oder Steinen gebaut waren.

Vor etwa 600 Jahren wanderten verschiedene Jägergruppen aus dem Norden in dieses Gebiet ein. Sie nannten sich selber Dineh, erst die Spanier gaben ihnen später die Namen Navajo und Apache. Von ihren sesshaften Nachbarn lernten die Navajo zwar den Bodenbau kennen, doch Jagd und später auch Schaf- und Pferdezucht spielten in ihrem Leben immer eine wichtige Rolle.

Manche Apachen wollten hingegen nicht sesshaft werden. Auf der Scuhe nach Früchten, Pinyon-Nüssen, Agavewurzeln, Kaktusfrüchten und Grassamen schweiften sie in diesem dürren Gebiet umher und zur Bisonjagd zogen sie in die Prärie. Die Bisonfelle tauschten sie bei den sesshaften Bauern gegen Mais. An der Küste Kaliforniens und in den Tälern der Flüsse (Sacramento, San Joaquin) lebten die "Eichelernter", die Pomo, Salina, Wintun und Maidu. Die Eichel lieferte ihnen das tägliche Brot, sie war ihnen ebenso heilig wie der Wasserreis den Ojibwa. Da die Eichel sehr bitter schmeckt, musste das Mehl erst mehrere Male mit heißem Wasser übergossen werden, um die Bitterstoffe auszuwaschen. Die Natur gab ihnen so viele Nahrung, dass sie keinen Hunger litten.


Larissa und Mandy