11.3.01 Entsetzliches Wimmern Mischi Gergen

Eines Nachmittags, fuhr ich mit meinem neuen Kickbord über den nahegelegenen Radweg. Plötzlich nahm ich von der grauen unbewohnten Villa, die oben auf einem steilen Hügel stand, Geräusche wahr.

Ich ließ mein Kickbord unten am verfallenen Zaun stehen und schlich mich bis zur massiven Vordertür hinauf. Als ich in das Spukhaus eindrang, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Vor mir erhob sich ein riesiger Flur mit unzähligen Türen. Ein übler Geruch von verfaultem Holz drang mir in die Nase und ich musste husten. Auf einmal packte mich die nackte Todesangst und ich verließ schleunigst das Haus. Draußen wurde allmählich das schöne Wetter von dichten Wolken verdrängt. Jetzt hörte ich auch wieder das unheimliche Wimmern das im Haus verstummt war. Ich umrundete die Anlage mehrere Male, aber mir fiel nichts Ungewöhnliches auf. Entschlossen ging ich, mit noch ein wenig Angst, zurück zum Kickbord, als ich plötzlich ein schreckliches Wolfsgeheule wahrnahm. Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging zurück in den Garten der Villa. Auf einmal erblickte ich im Gebüsch etwas Graues, das sich bewegte. Ich hatte zwar nicht viel Mut, doch meine Beine gingen langsam auf das Wesen im Gebüsch zu. Nur noch drei Meter war ich von ihm entfernt, als ich bemerkte, dass es sich um eine Mischung aus Wolf und Golden Retriever handelte. Er war süß, doch irgendwie sah er auch schrecklich aggressiv aus. Er hatte langes graues Fell und einen buschigen Schwanz. Er steckte in einer Klappfalle fest und die Spitzen bohrten sich in die Pfote des Wolfshunds. Würde er mich verletzen, wenn ich versuchen würde ihm aus der Falle zu helfen? Was würde er tun, wenn er frei wäre? Ich versuchte ihn mit milder Stimme zu beruhigen, anscheinend mit Erfolg. Er hörte auf zu heulen und wimmerte nur noch leise. Er tat mir leid. Er steckte in der Falle und ich Trottel konnte nichts tun. Da kam mir eine Idee. Ich beruhigte ihn noch weiter, und streckte langsam meine Hände aus, um die Falle vorsichtig auseinander zuziehen. Als die Spitzen sich im Fleisch bewegten, biss er mich in die Hand, aber ich ließ trotz des Pochens in meiner Rechten nicht los. Die Falle war offen. Der Wolf kippte zur Seite und blieb liegen. Wahrscheinlich hatte er zuviel Blut verloren und wurde dadurch ohnmächtig. Die Ohnmacht war für mich ein Vorteil. Ich legte ihn in eine alte Holzkiste, die ich im Garten fand, setzte die Kiste auf mein Kickbord und zog das Board zum nächsten Tierarzt. Dieser behandelte die Wunde des Wolfhundes und natürlich auch meine. Danach rief ich meinen Eltern an und bat sie zum Tierarzt zu kommen. Als sie endlich eintrafen, zeigte ich ihnen den Wolf und überredete sie ihn behalten zu können. Ich nannte ihn ’’Prince Charles’’.

Heute tobt er auf den Wiesen und Feldern herum. Manchmal gehen wir an der grauen Villa vorbei; dann wird Prince Charles sehr nervös und jedes Mal sträubt sich sein Nackenfell.